Am 18. Dezember 1923 gründete Willy Empacher im Alter von 21 Jahren in Königsberg/Ostpreußen eine Werft mit dem Auftrag, drei Segelyachten zu bauen. Drei Jahre nach Kriegsende, mit Inflation und Weltwirtschaftskrise: Es war alles andere als ein leichter Anfang. Die ersten Jahre mit seinem damaligen Partner Wilhelm Karlisch mußten unter großen persönlichen Opfern überbrückt werden.
Neubeginn 1947 in Eberbach am Neckar
1945 flüchtete die sechsköpfige Familie auf dem Wasserweg von Ostpreußen nach Schleswig-Holstein und gelangte 1947 auf der Suche nach einem festen Standort ohne Hab und Gut nach Eberbach.
Mit einfachsten Mitteln gelang es Willy Empacher, eine neue Existenz aufzubauen. Er konnte die anfangs gemietete Bootswerft Seibert übernehmen. Reparaturen und kleinere Neubauten waren der Anfang des Ruderbootbaus in Eberbach. Erst 1952 wurde der erste Renn-Gig-Achter in Klinkerbauweise und 1953 das erste Rennboot aus Sperrholz gebaut und die erste neue Werkshalle in der Neckarstraße auf eigenem Gelände errichtet.
Das weltweit erste Kunststoff-Ruderskiff aus Polyester entstand 1956. 1968 erfolgt die Errichtung der ersten Werkhalle für Kunststoffboote auf der gegenüberliegenden Rockenauer Seite. Leo Wolloner wurde auf der neuen Kunststoffseite als Meister eingesetzt. Unter Verwendung von Epoxydharzen wurden erste Experimente unternommen leichte Kunststoffrennbootsschalen zu fertigen.
In München gewann 1972 der „Bullen- oder Bodensee-Vierer mit Steuermann“ die erste Goldmedaille in einem Kunststoff-Ruderboot. Dies war zugleich das erste renntaugliche Kunststoffboot in Wabenbauweise.
Damit war der moderne Bootsbau eingeläutet und aus den anfänglichen empirischen Versuchen mit seinerzeit noch „exotischen“ Materialien ist heute der Stand der Technik geworden. Und „ganz nebenbei“ schrieb Empacher das Standardwerk „Der Bau von Kunststoffbooten“, das vielen Bootsbauern den Einstieg in das neue Material erleichterte, nicht aus Geltungsbedürfnis, sondern weil er die Weitergabe von Wissen an Kollegen für selbstverständlich hielt und auch den Zusammenhalt der Bootsbauer als eine seiner Aufgaben ansah.
Hans Empacher, ältester Sohn von Willy Empacher, studierte Jura und machte Karriere in der Luft- und Raumfahrtindustrie bei Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB), der heutigen DASA. Für den erfolgreichen Industriemanager war die Bootswerft seines Vaters bis 1970 eher ein Hobby. Mit seinen 70 Jahren konnte und wollte Willy Empacher den immer noch wachsenden Handwerksbetrieb nicht mehr weiterführen. Da keines seiner Kinder bereit war, die Nachfolge anzutreten und als einzige Alternative nur der Verkauf blieb, übernahm Hans Empacher die Geschäftsführung und die Geschäftsanteile des Handwerksbetriebs. Er förderte das Know-how im Kunststoffbootsbau, indem er seine Kontakte von MBB mit der Bootswerft verknüpfte. Die Rationalisierung des Betriebs schaffte er mit dem Neubau der Holzwerft 1977.
Die Kunststoffabteilung wurde 1982/83 durch einen Neubau von Verwaltung und Produktion erweitert. Diese entsprach somit etwa der Größe der Holzwerft. Jürg Heckmann wurde 1983 auf der Kunstoff-Werft Produktionsleiter. Entwicklungstechnisch waren die Holzrennboote etwa ab Mitte der 80er Jahre unterlegen, so daß die Expansion der Kunststoffwerft erneut anstand. 1989/90 wurde der heutige Neubau der Kunststoffwerft projektiert und der erste Bauabschnitt als eigenständiger Werftbetrieb errichtet.
Hans Empacher verstand es, bis zu seinem Tode 1996, trotz der beruflichen Doppelbelastung, die Geschicke des Betriebs in wirtschaftlich guten und schlechten Zeiten mit Risiko und Innovationsbereitschaft positiv zu lenken. Durch seine weltoffene diplomatische Art, seine Fairness und menschlichen Qualitäten öffnete er die Tür zu Verbänden zu einer Zeit, als Bootswerften lediglich als Mechaniker des Rudersports auf den internationalen Rennplätzen geduldet wurden.
Helmut Empacher studierte Wirtschaftsingenieurswesen an der TH Karlsruhe. Nach dem Studium war er bereits ein Jahr (1983) in Eberbach tätig, bevor auch er zum Technologiekonzern MBB wechselte, dort an High-Tech-Projekten mitwirkte und sich an für die Werft strukturell interessanten Aufgaben beteiligte.
Ende der 1990iger Jahre beginnt die Entwicklung von Aluminium- und Carbon- Flügelauslegern. Unter Verwendung von stärkeren Waben gelingen die ersten hochfesten Rennboote ohne die traditionellen Spanten. Ab 2008 spezialisiert man sich nur noch auf den reinen Rennruderbootsbau. Der Bau von Wander-Booten und Polyester-Booten wird aus Platzgründen in der Werft eingestellt. Im Jahr 2011 wird ein Autoklav gekauft um komplexe Carbonbauteile wie Carbon Flügelausleger, Stemmbretter und Rollsitze herzustellen unter der Verwendung von Carbon Prepreg Fasern. Die Anzahl der im Autoklav hergestellten Bauteile steigt sehr schnell an und macht ab 2020 die Anschaffung eines NC-Cutters notwendig. Die Investitionen in der 90iger Jahren tragen jetzt Ihre Früchte
Über mehr als 30 Jahre ist die Werft Jährlich präsent auf ca. 20 Regatten im In- und Ausland mit einem qualifizierten Regattaservice. An alle Weltmeisterschaften, Weltcups und Olympischen Spielen wird ein großer Anteil Empacher Boote gefahren. Die enge Zusammenarbeit mit Verbänden, Trainern und Sportlern wächst kontinuierlich und verfestigt sich. Direktes Umsetzten von Kundenwünschen und die mittlerweile langjährige Erfahrung der Bootswerft führt zu mehr Innovationen in der Weiterentwicklung der gelben Empacher Booten.
Empacher exportiert nun seit über 40 Jahren Rennboote in die ganze Welt. Der Exportanteil der Produktion liegt bei ca. 75%. Seit dem Tod von Rainer Empacher im Jahre 2018 führt Helmut Empacher die Geschäfte alleine.
Die Belegschaft ist kontinuierlich gewachsen und seit einigen Jahren stabil bei ca. 90 Mitarbeitern.